Farbe exotisch

Die Ostwaldsche
Farbenlehre und ihre
Anwendung in der Praxis

Kalender für den Farbmeßgerätehersteller x-rite von 2003, der eine kleine Auswahl von zum Teil exotischen Gebieten zeigt, in denen die Farbenlehre Ostwalds zur Anwendung kam. Begleitet werden die ...


DIE DEUTSCHE WERKSTELLE FÜR FARBKUNDE IN DRESDEN

„Als Einzelaufgaben der Werkstelle bieten sich unmittelbar folgende dar: 1. Forschung; 2. Ausbildung eines Stabes von dauernden Mitarbeitern bis zur vollen Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Gebieten der Farbkunde; 3. Ausbildung von Lehrern; 4. Ausbildung von Praktikern; 5. chemische und physikalische Untersuchung von Farbstoffen, Färbungen usw. 6. Beratung der Industrie; 7. Entwicklung von Arbeitsmitteln und Methoden für den Unterricht und die Praxis."

Wilhelm Ostwald, 1919

„Ihr satzungsgemäßer Zweck ist: die Wissenschaft des gesamten Farbwesens zu pflegen und zu fördern, insbesondere die Forschungsergebnisse Wilhelm Ostwalds durch wissenschaftliche Untersuchungen nachzuprüfen, zu erweitern und zu vertiefen. Ferner soll sie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung praktisch verwertbar gestalten und die Normung der Farben auf allen Gebieten durchführen."

F. A. O. Krüger (Leiter der Werkstelle), 1927

TEXTILINDUSTRIE

„In den Teppich= und Gobelinfabriken wurden bisher für jedes Muster die Wollen besonders gefärbt. Dadurch sammelten sich große Reste an, die fast unverwendbar waren und die Herstellung verteuerten. Werden nur bestimmte Farben verwendet, so können alle Reste gelegentlich wieder gebraucht werden, und die Färbung, die nicht mehr von Fall zu Fall ausgeführt werden muß, wird sehr viel einfacher und sicherer."

Wilhelm Ostwald, 1919

„Nun liefert Wilhelm Ostwald gerade in dem Moment, da jetzt der Normenatlas mit seiner letzten Lieferung vollendet vorliegt, den Beweis, mit welcher Energie und Folgerichtigkeit er seine Schöpfung für die Praxis weiter ausgebaut hat. Neben dem Normenatlas mit seinen Papierblättern hat er nämlich in unermüdlicher Arbeit einen „Wollatlas" begonnen, dessen erste Proben auf der bevorstehenden Leipziger Herbstmesse zeigen werden, wie dieser Forscher der Textilveredelung und der Färberei die Arbeit weiter erleichtert und vereinfacht und ihr eine rationellere, materialerhaltende und sparende Arbeitsweise ermöglicht."

Ferdinand Grautoff, 1924

„In Anlehnung an die Farbenlehre von Professor Ostwald haben wir die bisherigen Anordnungen der Musterkarten fallen lassen und neue Wege beschritten."

E. Kamman & Co, 1923

LEDER

„Die Lederfärberei ist in viel höherem Maße abhängig von dem zu färbenden Material wie jedes andere Gebiet der Färberei. Die Art der Rohware, die Arbeiten der Wasserwerkstatt, die Gerbung und Vorbereitung zum Färben haben auf den Färbevorgang einen nicht zu unterschätzenden Einfluß und bereiten dem Färber oft große Schwierigkeiten. Abgesehen von der Möglichkeit der klaren Farbbezeichnung, wird die technische Anwendung der Ostwald'schen Farbenlehre auch der Lederfärberei die gleichen Vorteile bringen, die sie der Textilfärberei bereits gebracht hat."

Hans Wacker, 1928

„Die I.G. Farbenindustrie z.B. veranlasste ihre Vertreter, die Kundschaft vor der Ostwald'schen Farbenlehre zu warnen (...). Aber ihre Farbkarten ordnete die I.G. doch nach Ostwald, der Kundschaft sehr zu Dank."

Grete Ostwald (Tochter), 1953

PELIKAN FARBEN

„Unter dem Namen „Original Ostwald" und „Nach Ostwald" sind mancherlei Farben im Handel. Nach einem Vertrage mit Herrn Professor Wilhelm Ostwald ist mir die Fabrikation von Original-Ostwaldfarben übertragen worden. Um Verwechslungen mit anderen Farben zu vermeiden, nenne ich diese Farben „Pelikan-Normfarben". Ich bitte, sich nicht irre leiten zu lassen, sondern „Pelikan-Normfarben" zu verlangen. Sie bekommen dann die richtigen der Ostwaldschen Farbenlehre angepaßten Farben geliefert. „Pelikan-Normfarben" sind Original-Ostwaldfarben."

Günter Wagner - Pelikan Werbeprospekt, um 1920

BIENENHÄUSER

„Hinfort darf es in Deutschland kein unschön oder unharmonisch gestrichenes Bienen- und Gartenhaus mehr geben! Wem die reinen Farben zu leuchtend wirken, und das sind fast alle reinen Ostwald'schen Farben, der kann sie nach seinem Geschmack durch Weiß, Schwarz oder Grau entsprechend abändern. Weiß macht freundlich, Schwarz dämpft, Grau trübt die Farben; aber alle wirken bei richtiger Zusammenstellung harmonisch und schön. Wenn der Imker und Gartenlaubenbesitzer nach den weiter unten angegebenen Vorschriften verfährt, wird er für dasselbe Geld wie früher doch ganz andere Wirkungen erzielen. Er wird an seinen Beuten und Bienen- und Gartenhäusern jeden Tag aufs neue reine Freude erleben. Auf Bienenausstellungen müßten farbenharmonisch gestrichene Beuten und Pavillons stets höher bewertet werden wie solche, denen diese Eigenschaft fehlt."

Richard Nußbaum, 1921

„Und nun, ihr deutschen Imkerbrüder, die ihr nach dem Kriege vor dem Neuanstrich eurer Beuten und Häuser steht, ihr Fabrikanten, die ihr neues hervorbringt, ihr Gartenhausbesitzer, die ihr ein stimmungsvolles Ruheplätzchen schaffen wollt, macht einen Versuch mit meinen Vorschlägen; euer Dank ist mir sicher."

Richard Nußbaum, 1921

HOMÖOPATHIE

„ ... Bemerkenswert ist hier das Licht, das auf die Homöopathie fällt. Bekanntlich hat diese mancherlei praktische Erfolge aufzuweisen, deren wissenschaftliche Begründung Schwierigkeiten macht. Denn für den Grundsatz, daß Medikamente im gesunden Körper dieselben Erscheinungen hervorbringen, welche sie im kranken heilen, läßt sich schwerlich eine wissenschaftliche Deutung finden, schon weil gesund und krank nicht solche polare Gegensätze sind, wie jener Satz voraussetzt, sondern stetig ineinander übergehen."

Wilhelm Ostwald, 1926

„So steht die Homöopathie in der allgemeinen Medizin; über ihren Rang soll erst eine reifere Zeit urteilen. Wir danken Geheimrat Ostwald, daß er wiederholt seine Aufmerksamkeit und seine Studien unserem Gebiet zugewandt hat."

E. Schlegel, 1926

BLUMENZUCHT

„Den Atlas braucht der Blumenzüchter. Man lese in Preisverzeichnissen der Neuheiten nach, welche vergeblichen Anstrengungen ihre Schöpfer machten, um die Farben ihrer Pfleglinge zu beschreiben. Künftig teilt jeder deren Kennzahl mit, die er seinem Atlas entnommen hat, und der Käufer weiß genau, ob die Farbe in sein Beet paßt."

Wilhelm Ostwald, 1923

„Die Erfurter Samenzucht von Ernst Benary brachte sogar die Ostwald'schen Farbzeichen, so dass man die Blütenfarben voraussehen konnte."

Grete Ostwald (Tochter), 1953

HIMMELSFARBEN

„Auf Veranlassung von Prof. F. Linke beschäftigte ich mich im Jahre 1922 mit der Frage, wie auf Grund der absoluten Farbmessung eine Stufenleiter von Himmelsfarben einzurichten sei."

Wilhelm Ostwald, 1928

„Man stellt sich mit dem Rücken gegen die Sonne und beobachtet mindestens eine halbe Minute lang den blausten Punkt des Himmels, der sich auf dem Sonnenmeridian etwa 70 bis 90° von der Sonne entfernt befindet. Ohne die Augen vom Himmel abzuwenden, entfaltet man die Skala beliebig und bringt sie schnell in den Gesichtskreis der Augen, so daß sie von der Sonne beschienen wird. Nach einiger Übung bildet man sich dann, auch wenn die genauere Färbung des Himmels nicht nur Weiß und Blau enthält, ein Urteil, ob die Blautönung der Skala heller oder dunkler gegenüber dem Himmelsblau ist. Man wendet dann die buchförmig angelegte Blauskala solange um, bis man entweder einen bestimmten Farbton in genügender Übereinstimmung mit der Himmelsfärbung findet, oder man sich überzeugt, daß die Blaufärbung des Himmels zwischen zwei aufeinanderfolgenden Farbtönen liegt. Einige Übung und guter Wille sind nötig, besonders wenn - wie schon angeführt - am Himmel grüne, rote oder schwarze Töne neben dem Gemisch aus Weiß und Blau vorhanden sind. Man gewöhnt sich jedoch bald daran, bei der Beurteilung den Gesichtssinn nur auf Blaufärbung einzustellen und etwaige Nebentöne zu vernachlässigen.

Franz Linke, 1928

KANARIENVÖGEL

„Da also diese (...) fertigen Farbentafeln für den Durchschnittszüchter immer noch zu kostspielig sind, entschloß ich mich 1936, aus echt Ostwaldschem Material meine bereits beschriebene Farbentafel für die gelb=kreß=roten und die grauen Kanarienfarben herzustellen."

Julius Henniger, 1938

„Es bleibt uns daher vorläufig nichts anderes übrig, als uns mit dem Hauptzweck meiner Farbentafel zufrieden zu geben, d. i. die unzweideutige Feststellung oder Bestimmung der augenblicklich wirklichen Farbe eines Vogels an seiner schönsten Körperstelle (zumeinst an der Brust) zum Zwecke der mündlichen oder schriftlichen Verständigung über diese Farbe mit einem anderen Farbtafelbesitzer und zur Bewertung eines ausgestellten Farbenvogels durch den Preisrichter."

Julius Henniger, 1938

HAUTFARBEN

„Die Erfindung betrifft eine Einrichtung in Fächergestalt, um in einer infolge der Art der Anordnung von Vergleichsfarben bequemen Weise rasch die Farbe irgendeines Gegenstandes, insbesondere von Teilen der menschlichen Körperoberfläche und von freigelegten Teilen des Körperinneren nach dem von Wilhelm Ostwald ausgebildeten Farbennormensystem, zu bestimmen."

Reiniger, Gebbert & Schall Akt.-Ges., Deutsches Reichspatent, 1926

„Der Generalfächer enthält in den Gebieten starker Schwarztrübung, gruppiert um ni, die Hautfarben der dunkelhäutigen Rassen, im klaren Gebiet anatomisch zu beobachtende Organfarben und die Farbe des Blutes (...). - Der Normalfächer enthält bei den Farbtönen 2,5 und 3,0 die bleiche (anämische) Hautfarbe des Europäers, beim Farbton 3,5 die normalblasse (bedeckte), bei 4,0 und 4,5 die normalrosige Hautfarbe. - Der Rötungsfächer enthält bei den Farbtönen 5,0 und 6,0 die Farbe normal geröteter (unbedeckter) Haut des Europäers, bei den Tönen bis 8,0 die Farben der sichtbaren Schleimhäute. - Die blonde Hautfarbe gruppiert sich um 3,5 ec, die brünette um 4,0 gd; normale Pigmentierungen des Europäers reichen bis in die l-Reihe, zuweilen bis in die n- und p-Reihe (Generalfächer).

Arthur Hintze, 1928

KAKAO

„Für die Beurteilung und Beschaffenheitsangabe von Kakaobohnen, Schokolade, Kakaopulver und Kakaopulververmischungen ist es erwünscht, die Farbe in einem einfachen Zeichen angeben und so mitteilbar und vergleichbar machen zu können. (...) Eine Farbenmessmöglichkeit auf Grund welcher Farbtafeln herstellbar sind, hat W. Ostwald angegeben."

Heinrich Fincke, 1936

„Man bringt eine Probe des Pulvers zwischen zwei dünne Glasplatten oder schüttet etwas Pulver auf weißes Papier aus, legt ein dünnes Blatt Zellglas darüber und streicht dieses glatt. Alsdann stellt man die Farbe derart fest, daß man die Farbentafel darüber hinwegschiebt, bis man den Farbenton getroffen hat, der der Pulverfarbe am nächsten kommt.

Man wählt bei Tafelschokoladen die mattere Rückseite zur Prüfung und vergleicht damit die Farbentafel, indem man diese darüber hinwegschiebt. Um der zu prüfenden Schokolade und der Farbentafel scheinbar den gleichen Glanz zu geben, kann man auf die Farbentafel noch ein Blatt Zellglas legen, wenn man auf diese Weise besser prüfen zu können glaubt."

Heinrich Fincke, 1936

BUCHKUNST

„Der Umschlag dieses Bandes stellt den ersten Versuch dar, den geistigen und Stimmungsgehalt des eingeschlossenen Kunstwerkes durch die bewußte Anwendung der von Wilhelm Ostwald begründeten wissenschaftlichen Farbharmonik zum Ausdruck zu bringen. Für das Titelblatt lag eine Zeichnung von Robert Habe vor, die von W. Ostwald in Farbe gesetzt wurde. Die Frau, welche der Autor als die treibende Grundkraft der von ihm geschilderten Wiener Welt im guten wie im bösen Sinne darstellt, erscheint in leuchtender Farbenpracht auf dem grauen Hintergrund des dämonischen Schneiders."

Anmerkung des Verlags, 1922

Danksagung

Mein herzlicher Dank gilt allen, die mich bei Recherchen unterstützt und Bildmaterial für den Kalender zur Verfügung gestellt haben. An erster Stelle seinen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ostwald Gedenkstätte in Großbothen genannt, allen voran Herr Karl Hansel und Frau Grete Brauer, Ostwalds Enkelin. Dank auch an Frau Hallas vom Meteorologischen Institut der Universität Bonn und Herrn Michael Goesch vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach beim Auffinden der Blauskala. Dank an die Adresse der Pelikan Werke in Hannover und insbesondere Herrn Jürgen Dittmer für seine Hilfsbereitschaft. Gedankt sei Herrn Gerald Wiemers, der das Archiv der Universität Leipzig leitet, sowie Herrn Eckhard Bendin von der Technischen Universität Dresden. Vor allem möchte ich mich abschließend bei Herrn Wilhelm Broy von der Sächsischen Imkergenossenschaft bedanken, der mich nicht nur mit Material zu Nussbaum versorgte, sondern mich auch zu dessen heute zerfallenem Bienenhaus führte und sein eigenes baugleiches für die Abbildung im Kalender zur Verfügung stellte.

Andreas Schwarz


Literatur

  • [1] Aguilonius, Franciscus: Opticorum Libri sex Philosophis iuxta ac Mathematicis utiles. Antwerpen 1613
  • [2] Kircher, Athanasius: Ars magna lucis et umbrae. Rom 1646
  • [3] Zahn, Johannes: Oculus artificialis teledioptricus sive telescopium. Würzburg 1685
  • [4] Forsius, Sigrid Aron: Physica. Handschrift 1611
  • [5] Verly, P. J.: Verhandeling van de Schilderkonst in Miniatuur. Utrecht 1744
  • [6] Newton, Isaac: Optics: or a Treatise of the Reflections, Refractions, Inflections and Colours of Light. London 1704
  • [7]Lambert, Johann Heinrich: Beschreibung einer mit dem Calauischen Wachse ausgemalten Farbenpyramide wo die Mischung jeder Farben aus Weiß und drei Grundfarben angeordnet, dargelegt und derselben Berechnung und vielfacher Gebrauch gewiesen wird. Berlin 1772
  • [8] Runge, Philipp Otto: Farben-Kugel oder Verhältnis aller Mischungen der Farben zu einander, und ihrer vollständigen Affinität, mit angehängtem Versuch einer Ableitung der Harmonie in den Zusammenstellungen der Farben. Hamburg 1810
  • [9] Klotz Matthias: Gründliche Farbenlehre 1816
  • [10] Ostwald, Wilhelm: Der Farbkörper und seine Anwendung zur Herstellung farbiger Harmonien. Leipzig um 1924
  • [11] Munsell, Albert H.: A Color Notation. Boston 1905
  • [12] Gericke, Lothar und Schöne, Klaus: Das Phänomen Farbe. Berlin 1973